Die Kostfeder - Der Blog der Kostrunde

Philosophierend dem Genuss verschrieben

Hier schreibt die Kostfeder über Ihre Erfahrungen, Erlebnisse und Eindrücke, welche sie auf den Erkundungstouren durch Österreich sammelt. Begegnungen mit interessanten Persönlichkeiten finden sich hier genauso wie spannende Kochlektüre und Produkte.

Viel Spaß beim Lesen!

Blaudruck im Mühlviertel

Sprichwörter mit blauer Tradition

Viele aus der jahrhundertealten Färbersprache stammende Sprichwörter verwenden wir noch heute, ohne dass uns deren Herkunft und Bedeutung bekannt ist. Von Maria und Karl Wagner habe ich bei meinem Besuch in deren Blaudruck Werkstatt viel Interessantes dazu erfahren. Hier ein kleiner Streifzug durch die überlieferten Sprichwörter und ihre Bedeutung.

„Ein blaues Wunder erleben“
Die Erklärung: Nachdem das Leinen zum ersten Mal aus dem Indigo-Färbebad gezogen wird, färbt es sich zuerst gelb, dann grün und schließlich blau.

„Jemanden grün und blau schlagen“
Je mehr Sauerstoff zwischen die Stoffbahnen kommt, desto eher tritt die Verfärbung ein. Zur Beschleunigung dieses Prozesses wird mit einem Holzstock zwischen die Stoffbahnen geklopft und das Leinen verfärbt sich von Gelb-Grün in das typische Blau.

Blauer Montag“ oder „Blau machen“
Dieses geläufige Sprichwort aus der Färbersprache hat folgenden Hintergrund: Es ist überliefert, dass der Färbevorgang (Reduktion des Indigos) mit Urin von alkoholberauschten Männern besser funktionierte. So bekamen die Färbergesellen am Sonntag eine extra Ration Alkohol und waren am darauffolgenden Montag meistens noch „blau“.

„Geld stinkt nicht“
Sollte die Urinmenge der Färbergesellen einmal nicht ausgereicht haben, wurde zusätzlicher Urin vom Wirt zugekauft. Der Wirt verdiente auf diese Weise zweimal: Zum einen hatten die Gesellen schon in seinem Gasthaus ausgiebig getrunken, zum anderen verkaufte er dem Färbermeister den zusätzlich benötigten Urin.

Heute wird in der einzigen verbliebenen Blaudruckerei im oberösterreichischen Mühlviertel die Reduktion des Indigos zwar nicht mehr mit Urin erledigt, jedoch in vierter Generation seit 1878 immer noch fleißig gedruckt und gefärbt. Auch der fast schon in Vergessenheit geratene Zweifarbenblaudruck wurde in der Werkstatt zu neuem Leben erweckt und erweitert die Produktpalette des Betriebes. Über 150 Muster und Bordüren stehen zur Gestaltung von individuellen Stoffen zur Verfügung. Besuchen Sie die Blaudruck Werkstatt Wagner und erhalten Sie Einblicke in dieses traditionelle Handwerk und lassen Sie sich von der Vielfalt der Blaudruck-Stoffe überraschen! Zu buchen im Rahmen unseres Mühlviertel-Programms "Bier, Bio & Blaudruck".

Fotoquelle: Blaudruck Wagner

Autor: Kostfeder Hari Hittinger am 19.01.2022
Tags: Kunsthandwerk Tradition

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Hier schreibt die Kostfeder über Ihre Erfahrungen, Erlebnisse und Eindrücke, welche sie auf den Erkundungstouren durch Österreich sammelt. Begegnungen mit interessanten Persönlichkeiten finden sich hier genauso wie spannende Kochlektüre und Produkte.

Viel Spaß beim Lesen!

Blaudruck im Mühlviertel

Sprichwörter mit blauer Tradition

Viele aus der jahrhundertealten Färbersprache stammende Sprichwörter verwenden wir noch heute, ohne dass uns deren Herkunft und Bedeutung bekannt ist. Von Maria und Karl Wagner habe ich bei meinem Besuch in deren Blaudruck Werkstatt viel Interessantes dazu erfahren. Hier ein kleiner Streifzug durch die überlieferten Sprichwörter und ihre Bedeutung.

„Ein blaues Wunder erleben“
Die Erklärung: Nachdem das Leinen zum ersten Mal aus dem Indigo-Färbebad gezogen wird, färbt es sich zuerst gelb, dann grün und schließlich blau.

„Jemanden grün und blau schlagen“
Je mehr Sauerstoff zwischen die Stoffbahnen kommt, desto eher tritt die Verfärbung ein. Zur Beschleunigung dieses Prozesses wird mit einem Holzstock zwischen die Stoffbahnen geklopft und das Leinen verfärbt sich von Gelb-Grün in das typische Blau.

Blauer Montag“ oder „Blau machen“
Dieses geläufige Sprichwort aus der Färbersprache hat folgenden Hintergrund: Es ist überliefert, dass der Färbevorgang (Reduktion des Indigos) mit Urin von alkoholberauschten Männern besser funktionierte. So bekamen die Färbergesellen am Sonntag eine extra Ration Alkohol und waren am darauffolgenden Montag meistens noch „blau“.

„Geld stinkt nicht“
Sollte die Urinmenge der Färbergesellen einmal nicht ausgereicht haben, wurde zusätzlicher Urin vom Wirt zugekauft. Der Wirt verdiente auf diese Weise zweimal: Zum einen hatten die Gesellen schon in seinem Gasthaus ausgiebig getrunken, zum anderen verkaufte er dem Färbermeister den zusätzlich benötigten Urin.

Heute wird in der einzigen verbliebenen Blaudruckerei im oberösterreichischen Mühlviertel die Reduktion des Indigos zwar nicht mehr mit Urin erledigt, jedoch in vierter Generation seit 1878 immer noch fleißig gedruckt und gefärbt. Auch der fast schon in Vergessenheit geratene Zweifarbenblaudruck wurde in der Werkstatt zu neuem Leben erweckt und erweitert die Produktpalette des Betriebes. Über 150 Muster und Bordüren stehen zur Gestaltung von individuellen Stoffen zur Verfügung. Besuchen Sie die Blaudruck Werkstatt Wagner und erhalten Sie Einblicke in dieses traditionelle Handwerk und lassen Sie sich von der Vielfalt der Blaudruck-Stoffe überraschen! Zu buchen im Rahmen unseres Mühlviertel-Programms "Bier, Bio & Blaudruck".

Fotoquelle: Blaudruck Wagner

Autor: Kostfeder Hari Hittinger am 19.01.2022
Tags: Kunsthandwerk Tradition